Haarbälle werden zerhackt. Im Weltall drehen Figuren durch. Ein überhöfliches, muskelbepacktes Pferd mag nichts. Ein Superheld besteht aus Pulvertoast. Ein Vorstadt-Ehemann trägt nichts anderes als seinen Bademantel und ein Paar schwarze Socken. Das beliebteste Spielzeug ist ein Klotz. Leute, das ist die Cartoonwelt der 'Ren & Stimpy Show'.
Stimpy ist eine Katze. Ren ist ein Hund. Das ist so ungefähr das einzig Normale, was man über die Trickfilmreihe auf Nickelodeon sagen kann. Warum? Also, erstens ist Stimpy etwa zweimal so gross wie Ren. Er frisst Katzenstreu. Er hat keinen Schwanz. Wenn man genau sein will, hat er auch kaum ein Hirn. Ren dagegen ist ein schreiender, hyperaktiver Chihuahua. Er ist schlicht und einfach ein Ekelzwerg. Und wisst ihr was? Das könnte der lustigste Trickfilm sein, den ihr je gesehen habt.
Wir schämen uns gar nicht, euch zu sagen, dass dieser Trickfilm überhaupt keinen Sinn ergibt. Er kann irgendwo spielen; selten wohnen unsere Helden länger als eine Folge im selben Wohnwagenpark, Mülleimer oder Luxusappartment. Sie können Astronauten mit Raumkoller sein. Sie können handgemalte Kaminböcke sein. Sie können sogar gekidnappte Zirkusliliputaner sein. Eure Eltern sagen vielleicht, sie schämen sich, daß ihr die 'Ren und Stimpy Show' schaut ... das heißt, wenn sie dann selbst zu lachen aufgehört haben.
Ob Fuller House, Roseanne oder Gilmore Girls: Das "Wiederauferstehen" alter Serien liegt voll im Trend. Doch warum eigentlich?
Die Antwort ist klar: Der Streaming-Markt ist übersättigt, und es fällt den TV- und Streaming-Sendern zunehmend schwerer, originelle Serien an den Start zu bringen, die auch langfristig Erfolg haben. The Walking Dead etwa, einst ein Quoten-König für AMC, wird nächstes Jahr nach 11 Staffeln enden, und ein neues Game of Thrones wird teuer – zu teuer für viele Streaming-Plattformen. Die erste Staffel des Fantasy-Hits hat nämlich 50-60 Millionen Dollar gekostet – diese Summen wird heute kein Verantwortlicher mehr in die Hand nehmen, zumal man für diesen Preis mindestens 10 "normale", weniger groß und extravagant produzierte Serien bekommen kann. Serienmacher müssen es also "safe" spielen und haben weniger Möglichkeiten zum Experimentieren.
Und ein weiterer Faktor bestärkt den Retro-Trend, denn die Klickzahlen der großen Streaming-Anbieter zeigen, dass die beliebtesten Serien keine Originale wie Stranger Things oder The Crown sind, sondern ältere Serien wie Friends, The Office oder Parks & Recreation. Deren Streaming-Rechte wanderten Anfang 2021 wieder zurück zu NBCUniversal sind und nun auf der hauseigenen Plattform Peacock zu sehen.