September 1992: Im Hunsrück werden die Karten der Weltgeschichte noch einmal neu gemischt. Die amerikanischen Truppen haben begonnen, ihre Stellungen zu räumen und den Militärflughafen Hahn aufzugeben. Nachts dröhnen die gewaltigen "Galaxy"-Flugzeuge über dem Land, die Atomsprengköpfe, Cruise Missiles und Geheimwaffen abtransportieren. Auf den Feldern hinter der Startbahn halten die Leute der Friedensbewegung um Pfarrer Dahl bei Kerzenlicht Dankgottesdienste. Zur selben Zeit kehrt Ernst Simon überraschend aus Russland zurück. Zwei Jahre lang war er, trotz diplomatischer Vorstöße und Appellen in den Medien, in sowjetischen Gefängnissen verschollen. Am Frankfurter Flughafen, wo die Maschine aus Moskau landet, erwarten ihn die Journalisten. Zu aller Erstaunen kommt Ernst mit einem Neugeborenen im Arm an und im Gefolge von Russlanddeutschen, Heimkehrern aus Kasachstan und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Galina, die Mutter des Babies, eine blutjunge, hübsche Frau, ist Russin. Da sie in eine "deutsche" Familie eingeheiratet hatte, konnte auch sie in den " goldenen Westen" mitkommen. In einem Bus begleitet Ernst die Aussiedlerfamilien in ihre neue Heimat im Hunsrück und beherbergt Galinas Clan in seinem Haus am Schabbacher Goldbach.
Mit ihrem fremdländischen Charme und ihrer natürlichen Offenheit gewinnt Galina bald alle Sympathien für sich und versorgt ihre vielköpfige Familie mit den Zuwendungen der Einheimischen, die sich sonst nur schwer an die neuen Mitbürger gewöhnen können. Fast 50 Jahre lang haben die Hunsrücker mit den großzügigen Amerikanern und ihrer mächtigen Militärpräsenz gelebt. Jetzt beziehen russisch sprechende, hilfsbedürftige Menschen deren Quartiere, und noch vor kurzem waren die Sowjetrepubliken, wo sie gelebt hatten, das Ziel der Atomraketen der Nato gewesen. Das ist ein Aspekt der Wende, der von den alten Hunsrückern als "Witz der Weltgeschichte" empfunden wird.
Hermann und Clarissa, die ihr berufliches Ausjahr ge